Schon Anfang September ist Frances Calvert völlig unerwartet in Sydney gestorben.
Mit „Risse in der Maske“ (Cracks in the Mask) und „Talking Broken“ hatte Frances Calvert Ende der 1980er Jahre zwei sehr bemerkenswerte Dokumentarfilme realisiert, die sich beide mit dem fortdauernden Erbe der europäischen Kolonialvergangenheit auseinandersetzen. Auf ebenso kluge wie filmisch innovative Weise rückte Frances Calvert die weniger bekannte "andere" Minderheit Australiens in den Blick, die Insulaner der Torres-Straits. Mit Ephraim Bani, der sich noch an die traditionellen Aufführungen mit den Schildpatt-Masken erinnerte, hatte sie einen Protagonisten gefunden, der die Geschichte hinter diesen ‚Artefakten‘ in den Depots westlicher Museen zum Leben zu erwecken wusste.
Die Diskussion um die Rückgabe von Kulturgütern, die im Blick auf das Berliner Humboldt Forum jetzt auch eine breitere Öffentlichkeit beschäftigt, wollten damals nicht einmal die Museumsfachleute führen.
Frances Calvert unterrichtete viele Jahre an der Filmuniversität Babelsberg und auch sehr früh und regelmäßig an der Yangon Film School, die ihre Freundin Lindsey Merrison in Myanmar, früher Burma, gegründet hatte.
Wir werden ihren Enthusiasmus und ihre ebenso warmherzigen wie geistreichen Kommentare zu Filmen vermissen. Ihren lange geplanten Film über den Klimawandel, „Dancing on Water“, werden wir niemals sehen. Wir trauern um Frances Calvert.