Gesundheit und zugleich Genuß - wer mag da nein sagen? So hatte es die Werbung für Orangensaft nicht allzu schwer, der Getränkeindustrie dabei behilflich zu sein den Konsum von Orangensaft von 0,2l im Jahr 1950 auf nunmehr 21l pro Kopf und Jahr zu steigern. Daß der "Geschmack sonnenreifer Früchte" auch noch einen bitteren Beigeschmack hat, davon erzählt "Bitter Orange". Es ist eine Nord-Süd-Geschichte von Gewinnern und Verlierern.
Brasilien ist der weltweit größte Produzent von Orangensaft, und Deutschland bezieht 90% seiner Importe von dort. Der Boom begann im Bundesstaat Sao Paulo schon in den 60er Jahren, und deutschstämmige Unternehmer waren maßgeblich beim Aufbau dieses neuen, weitgehend auf den Export ausgerichteten Produktionszweiges beteiligt. Nicht zu den Gewinnern gehörten schon damals die kleineren Orangenbauern bzw. die Arbeiter auf den großen Plantagen. Und zu den Verlieren zählen seit einigen Jahren auch jene Kinder und Jugendlichen, die - trotz gegenteiliger Versicherungen der Industrie - zunehmend die erwachsenen Arbeiter ersetzen. Ohne Arbeitsvertrag kann man ihnen einen noch geringeren Lohn zahlen als den Erwachsenen.
"Sinkende Rohstoffpreise und Lohnkosten in der Dritten Welt zum Zwecke niedriger Endverbraucherpreise in der Ersten Welt" nennt der Filmemacher Frederico Füllgraf das was in der Terminologie der Volkswirtschaftslehre lapidar komparativer Kostenvorteil genannt wird.
Daß für uns als Konsumenten der Boykott von Orangensaft kein Ausweg sein kann, wird u.a. im Gespräch mit einem brasilianischen Staatsanwalt deutlich, der für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen kämpft.
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