Beirut, Juli 1991. Nach 16 Jahren endet der blutige Bürgerkrieg, der mehr als 150.000 Menschenleben forderte. Während ein Nachrichtensprecher eine Kabinettserklärung vorliest, die den Krieg als das Werk ausländischer Mächte ausweist, wandert ein ergrauter Mann durch die zerstörte Stadt: Abu Said, Geschichtenerzähler aus dem Beiruter Stadtteil Nabe ist - so behauptet er - soeben aus dem Exil zurückgekehrt.
Auf der Suche nach den alten vertrauten Plätzen läßt er die Vergangenheit Revue passieren. Bilder aus der Zeit nach dem ersten Bürgerkrieg von 1958, aus der Zeit als Moslems und Christen die Einheit des Libanon beschworen. Doch während die herrschenden Familienclans auf prunkvollen Diners die Verschmelzung der Kulturen des Orients und des Okzidents propagierten, hatten die Suppenküchen in den Slums bereits wieder geöffnet, riefen die selbsternannten Führer von Privatarmeen schon wieder zu 'Kreuzzug' und 'heiligem Krieg' auf.
Als er durch die ausgestorbene Stadt wandert, weiß er deshalb selbst nicht mehr, ob er damals tatsächlich emigriert war, oder ob er nicht in einem Schutzkeller nur all die Jahre davon geträumt hat. Realität und Fiktion sind nur schwer auseinanderzuhalten; altes Wochenschaumaterial wechselt höchst eindrucksvoll mit symbolischen und grotesken Szenen, in denen die Absurdität des Krieges offenbar wird. Es ist eine Vision vom ewigen Verlierer Mensch, der immer wieder auf die verlogenen Mythen von Blut und Boden, Heimat und Märtyrertum hereinfällt.
Die verlogenen Mythen meines Krieges
1991
Regie
Imad Karim
Altersempfehlung
ab 14 Jahren
Länge
28 Minuten
Format
VHS
Genre
Sprachfassung
OmU