Erdbeer und Schokolade
Fresa y chocolate

Als Künstler mag sich Diego nicht auf Partei-Linie bewegen, als Homosexueller ist er von vornherein auf Konfrontationskurs zum kubanischen System. Als er den Soziologiestudenten David kennenlernt, einen linientreuen und anfangs etwas naiv erscheinenden Soziologiestudenten, prallen zwei Welten aufeinander: hier der etwas exzentrische aber warmherzige Künstler, der sich seine Wohnung als subkulturelle Nische und gleichzeitiges Atelier-Museum eingerichtet hat, dort der unschuldig-ungebrochene Idealist der kubanischen Revolution, der im karg eingerichteten Studentenheim lebt und den Widrigkeiten des kubanischen Alltags trotzt. Mit ironischer Distanz beobachtet der Film die langsame Annäherung der beiden: David beginnt den "Konterrevolutionär" zu bespitzeln, während ihn dieser durch sein offenes, provokatives und teils auch aufdringliche Verhalten aus der Fassung bringt - aber gleichzeitig auch fasziniert. Als Nancy, die temperamentvolle Nachbarin Diegos, nach einem misslungenen Suizidversuch gefunden wird, begleiten sie die beiden Männer in die Klinik. Nach ihrer Entlassung lädt Diego die beiden zu einem Festessen in seine Wohnung ein. Dabei gelingt es ihm, Nancy, die eigentlich ein Auge auf ihn geworfen hat, für David zu interessieren. Dass er die beiden dann unter einem Vorwand alleine lässt, kommt ihnen durchaus nicht mehr ungelegen ... Am folgenden Tag erfährt David bei einem offenen und ausführlichen Gespräch mit Diego, dass dieser fest entschlossen ist, das Land zu verlassen. Er will sich nicht mehr länger vorschreiben lassen, wie er zu leben hat und was ihm als Künstler erlaubt ist. Geschickt verknüpft ERDBEER UND SCHOKOLADE die Suche nach politischer, persönlicher und sexueller Identität. Toleranz und Respekt - diese Botschaft des Filmes erweist sich also so einfach wie brisant. Und brisant ist die Komödie durchaus nicht nur in Kuba, wo der Film mit seiner Vision einer offenen Gesellschaft zu einem großen Kino-Erfolg wurde.

Kurzinfos

1993
Regie
Tomás Gutiérrez Alea
Juan Carlos Tabio
Altersempfehlung
ab 14 Jahren
Länge
110 Minuten
Format
VHS
Genre
Sprachfassung
OmU