Der 17-jährige Xiaoli lebt bei seinem strengen Großvater in der kleinen Shimen-Straße in der Altstadt Shanghais. Es ist der Sommer des Jahres 1988, die chinesische »Kulturrevolution« ist lange vorbei, aber im Misstrauen des Großvaters gegen alle Behörden hat sie nachhaltige Spuren hinterlassen – doch Xiaoli wird dies erst nach und nach verstehen. Xiaoli ist fasziniert von der Kamera, die ihm seine Mutter geschenkt hat. Sie lebt in den USA und möchte ihren Sohn zu sich holen, sobald er die Schule beendet hat. Doch damit hat es Xiaoli gar nicht eilig, denn er hat sich in die schöne, aber einige Jahre ältere Nachbarin Lanmi verliebt.
Lanmi würde nur zu gerne mit ihm tauschen. Sie arbeitet in einer Fabrik, träumt aber von einem besseren Leben im Ausland. Xiaoli ist eher schüchtern, beobachtet Lanmi und freut sich, wenn sie sich fotografieren lässt oder er einfach mit ihr reden kann. Während Lanmi sich mit allen Mitteln darum bemüht, an Geld zu kommen, um ihren Traum vom Auswandern zu verwirklichen und deshalb kaum noch zu sehen ist, interessiert sich eine neue Klassenkameradin für ihn. Lili, Tochter eines hohen Militärs, ist gerade aus Beijing zugezogen – und auch sie fotografiert gerne.
Gemeinsam entdecken die beiden Shanghai. Und als Lili von ihrer Cousine aufregende Neuigkeiten von den beginnenden Studentenunruhen aus Beijing erhält, beginnen sich die beiden, auch für die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen zu interessieren. Auch in Shanghai sympathisieren jungen Leute mit den Forderungen nach Reformen.
Doch der Staat reagiert mit aller Härte. Nach dem Massaker auf dem Tian’anmen, dem Platz des Himmlischen Friedens, verbrennt Xiaoli deshalb auf Ratschlag seines Großvaters alle Fotos, die für die an den Protesten beteiligten Schüler und Studenten gefährlich werden könnten.
Das Ende des Sommers markiert für Xiaoli damit auch das Ende seiner Kindheit; er ist erwachsen geworden.
Haolun Shu über seinem Film: „Nach zwei Dokumentarfilmen habe ich mich für die Fiktion entschieden, um eines meiner prägenden Kindheitserlebnisse zu erzählen. Es spielte sich in den späten 80er Jahren in einem der mittlerweile schnell vom Stadtbild verschwindenden Shikumen in Shanghai ab. Mit 16 Jahren fing ich an, das andere Geschlecht zu entdecken und mich für die Geheimpolizei unserer Regierung sowie das schwere Vermächtnis der kulturellen Revolution zu interessieren. Zu jener Zeit dachte ich mir, dass sich die Freundschaft zwischen dem Nachbarsmädchen und mir trotz den Hindernissen des Alltags romantisch weiterentwickeln würde. Ich glaubte auch daran, dass sich die demokratische Studentenbewegung in China ausbreiten würde. Aber letztlich trat keines von beidem ein: Die Studentenbewegung wurde niedergeschlagen und die junge Frau von nebenan, für die ich so schwärmte, verschwand unter mysteriösen Umständen. Es war ein brutales Erwachen.´Ich wollte diesen Zeitabschnitt meines Lebens wieder aufgreifen, da ich glaube, dass viele Chinesen diese verwirrenden Zeiten nacherleben sollten. Der Film ist dafür ein geeignetes Medium und war besonders angezeigt im Hinblick auf die Lokalität der Dreharbeiten, die im Verschwinden begriffen ist. Die Shikumen werden in Lichtgeschwindigkeit durch 50-stöckige Hochhäuser ersetzt. Bald wird sich niemand mehr erinnern, wie das Leben unter dem kommunistischen System organisiert war.“
Kurzinfos
Warschau Festival (Netpac Award).