Yves ist etwa 30 Jahre alt. Kamerun hat er nach eigenen Angaben verlassen, weil sein Versuch, den Vergewaltiger seiner Tochter anzuzeigen, mit seiner eigenen Inhaftierung und der Freilassung des Täters endete. Yves hatte sich bis in die spanische Exklave Ceuta durchgeschlagen, war aufgegriffen und zurückgebracht worden. Ohne sich bei seiner Familie auch nur zu melden, machte er sich nach wenigen Tagen erneut auf den Weg – jetzt um die objektiven Gefahren und geringen Chancen wissend, jemals nach Europa zu gelangen.
Jetzt sitzt Yves in Spanien fest. Er hat es wieder geschafft, aber es geht weder vorwärts noch rückwärts. Acht Jahre sind seit seinem ersten Aufbruch vergangen. Seitdem hat seine Familie nichts von ihm gehört.
Die Filmemacherin Melanie Gärtner nimmt Videobotschaften von Yves auf, reist damit nach Kamerun und trifft dort seine Familie. Doch auch wenn sich alle Familienmitglieder erleichtert zeigen, endlich das erhoffte Lebenszeichen von Yves zu erhalten, werden zugleich hohe Erwartungen artikuliert. Seine Schwester Annie hat die Rolle der Mutter übernommen und hält die Familie zusammen. Sein jüngerer Bruder hofft darauf hofft, dass Yves ihn nach Europa holt, und der alte Vater erwartet, dass sein Sohn die Geschicke der Familie endlich zu einem Besseren wendet – schließlich hat Yves es ins gelobte Europa geschafft.
Aber Melanie Gärtner trifft auch Yves ehemals besten Freund. Er hat einen kleinen Friseursalon und kommt so über die Runden. Er kann sich nicht vorstellen, dies alles aufzugeben. Er träumt nicht den Traum vom Goldenen Europa.
Yves ist kein Flüchtling im Sinne der Genfer Konvention, aber auch kein ‚Wirtschaftsmigrant‘ im landläufigen Sinne. „Yves‘ Versprechen“ zeugt von der ganzen Komplexität der häufig sehr eindimensional geführten Diskussion, und er zeigt auch, welch immenser Druck mitunter auf afrikanischen Migranten lastet. Für viele geht es nicht nur um das eigene Überleben, sondern auch darum, von Europa aus auch die Existenz der Familie in der Heimat zu sichern.