Die 20-jährige Naomi lebt mit ihrer Mutter und ihren kleineren Geschwistern in Peru in bescheidenen Verhältnissen. Nur die große Schwester lebt, verheiratet mit einem Deutschen, ein scheinbar glückliches Leben. Als Naomi erfährt, dass sie von ihrem deutschen Ehemann ermordet wurde, ist sie wie betäubt. Die Mutter nach Deutschland zu begleiten, um als Nebenklägerin am Prozess teilzunehmen, kann sie sich nicht vorstellen, nimmt die Aufgabe aber schließlich an. Vom Leben ihrer großen Schwester weiß Naomi, wie sie im Verlauf des Prozesses merkt, nicht viel, von Problemen hat Mariella nichts erzählt. Nur zögerlich, im nüchternen Rhythmus eines Strafprozesses, wird ein Eheleben erkennbar, das zu ihrer Ermordung führte. Im sich verhärtenden Gesicht Naomis spiegelt sich die Gewalt der Tat, aber auch der Verhältnisse, in denen sie möglich war. Langsam erkennt sie die Realität hinter dem "Heiratsmarkt" für südamerikanische Frauen und dem Besitzanspruch eines deutschen Ehemannes, der glaubt, seiner peruanischen Ehefrau mit der Aufenthaltserlaubnis ein besseres Leben geschenkt zu haben. Der Strafprozess steht im Mittelpunkt des Films, die Aussagen der Freundinnen Mariellas, der Mutter und Bekannter des Ehemannes, werden ausführlich geschildert. Doch steht der neutralen Tatsachenfeststellung des Gerichts ein gleichermaßen individueller wie gesellschaftlicher Rassismus männlicher Normalität gegenüber. der die Anwältin der Nebenklägerinnen immer wieder vergeblich zur Sprache bringt. Die ZuschauerInnen sind so gefordert, sich ein eigenes Bild zu machen, wo die Justiz, trotz der Aufdeckung der "niederen Motive" des "Beklagten" gegenüber der "Geschädigten", an der Auseinandersetzung mit Rassismus politisch scheitert.
Mit dokumentarischer Präzision inszeniert der Film seine DarstellerInnen, die zumeist tatsächlich am Gericht arbeiten und so dem subtilen Drama juristischer Sprache und juristischer Gesten gewachsen sind. Es ist aber vor allem Naomis Blick auf Berlin und die bundesdeutsche Realität, der dieser Perspektive ihre Schärfe gibt. Der Prozess, der das vermeintlich paradiesische Leben ihrer Schwester entzaubert, legt eine Vielfalt an Gefühlen und Erfahrungen offen. Wenn Naomi am Ende mit dem Fahrrad durch Berlin fährt, dann erscheint die Frage, ob auch sie in diesem Land leben kann, in neuem Licht.
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