Teaser
Das grüne Gold

Originaltitel: „Dead Donkeys Fear No Hyenas“

Dokumentarfilm von Joakim Demmer.
Schweden, Deutschland, Finnland 2016, 90 Min.

Inhalt

„Sie kommen aus aller Welt, um zu investieren. Lass die Bauern nicht ihr Land verlieren.“ Mit diesen Liedzeilen bringen drei äthiopische Männer zu Beginn des Films die Sache auf den Punkt: Ackerland ist das neue „grüne Gold“ in armen Ländern wie Äthiopien und von großem Interesse für Investoren aus aller Welt. Verlierer dabei sind die ansässigen Bäuerinnen und Bauern. Und Filmemacher Joakim Demmer fragt sich bei seiner Ankunft in Addis Abeba zu Recht, weshalb in einem Land, in dem die Menschen hungern, Nahrungsmittelsäcke für den Export bereitgestellt werden. Seine Recherchen bei Lobbyisten in New York und gemeinsam mit dem äthiopischen Umweltjournalisten Argaw Ashine vor Ort gestalten sich schwierig. Tatsache ist, dass die äthiopische Regierung ausländische Agrarinvestoren einlädt und ihnen im Hinblick auf zu erwartende Devisen an die vier Mio. Hektar Land verpachtet, auf dem Exportprodukte wie Kaffee, Reis, Tee und Früchte angebaut werden sollen. Der saudische Geschäftsmann und Milliardär Al Amoudi zum Beispiel ergreift die Gelegenheit und steigt mit seinem Konsortium Saudi Star groß ins Agrargeschäft ein. Den Menschen, die für die Investoren arbeiten wollen, werden dafür neue Wohncontainer, sauberes Trinkwasser, Freizeitvergnügen und Sicherheit versprochen. Doch der Traum vom Wohlstand löst sich bald in nichts auf: Die Bauern, die jahrzehntelang ihr Land kultiviert haben, werden „enteignet“ (sie besitzen keine Landtitel) und zwangsumgesiedelt. Über eine Million Kleinbauern verlieren so ihre Lebensgrundlage, auf den Böden werden Monokulturen angelegt und das ökologische Gleichgewicht zerstört. Milliarden Dollar an Entwicklungshilfe von EU und Weltbank („Entwicklung erfordert Zugeständnisse“) tragen das Ihre dazu bei. Ein New Yorker Banker fasst es bei einer Landwirtschaftskonferenz folgendermaßen zusammen: „Warum kauft man Land - weil da Geld drin liegt.“ Die äthiopische Regierung ihrerseits schreckt nicht davor zurück Gewalt anzuwenden, wenn sich Leute gegen ihre Pläne der „Villagization“ (Verdorfung) stellen; dies muss auch Argaw am eigenen Leib erfahren. Er sieht sich schließlich gezwungen, ins Ausland zu flüchten und dem Filmemacher die weiteren Recherchen zu überlassen. Dabei interviewt Joakim Demmer Investoren, Vertreter der Weltbank, vertriebene Bauern und Umweltaktivisten. Der Ausverkauf des Landes scheint unaufhaltbar zu sein. Namentlich in der Region Gambela im Westen Äthiopiens wurden zehntausend Hektar Land für den Anbau von Basmatireis gerodet. Pastor Omot, Mitarbeiter des Gambela Nationalparks, wollte daraus ursprünglich den zweitgrößten Nationalpark Afrikas machen; weil er sich gegen die Pläne der Regierung und der Investoren wehrt, landet er im Gefängnis. Der britische Investor und Farmer Ivan Holmes zeigt, dass es auch anders geht. Mit einer verständnisvollen Zusammenarbeit mit Einheimischen und einer Farmermentalität ist es durchaus möglich, wettbewerbsfähig im größeren Stil Produkte für den Binnenmarkt (nicht für den Export) zu produzieren. Ein Hoffnungsschimmer für die Vertriebenen ist der Menschenrechtler David Pred von Inclusive Development International. Diese Non-Profit-Organisation unterstützt die Opfer der Weltbankpolitik bei der Suche nach einer nachhaltigen Lösung.  

Würdigung und Kritik

Trotz schwieriger Drehbedingungen gelingt es dem in einem Zeitraum von sieben Jahren entstandenen Film, für Außenstehende kaum zu durchschauende Zusammenhänge transparent zu machen. Dies gelingt vor allem durch die persönlichen Schilderungen der Betroffenen, sprich vertriebenen Kleinbauern, Neu-Investoren oder von Vertretern der Weltbank. Sich im Geflecht von Korruption, Vertreibung, Entwicklungshilfe, diktatorischem Handeln und globalisierter Wirtschaft zu orientieren, ist wahrlich keine leichte Aufgabe, zumal der Film reich an Informationen, Interviews und Fakten, aber auch an sehr persönlichen Statements ist und einen schon mal überfordern kann. Um komplexe Abläufe in einer globalisierten Welt zu verstehen und mögliche Lösungsansätze zu erkennen, ist es aber nötig, sich in diese komplexe Thematik hineinzudenken. Angesichts der Tragweite der Probleme darf und muss dies Jugendlichen und Erwachsenen zugemutet werden. Die Anstrengung lohnt sich aber in zweierlei Hinsicht: Zum einen ist es eine Bereicherung, erhält man doch einen Einblick in unbekannte Welten und zum andern liefert es zahlreiche An-knüpfungspunkte für interessante Diskussionen und Recherchen, die weit über Äthiopien hinausgehen. Abgesehen davon lassen einen die investigative Machart des Films, die Erzähldramaturgie und die starken Bilder nicht so schnell los. Der Film macht betroffen, lässt uns aber nicht hilflos zurück, denn er zeigt auch positive Bei-spiele unternehmerischen Handelns. Einige der Protagonisten vermitteln Hoffnung auf eine andere Entwicklung, machen Mut, die Dinge selber in die Hand zu nehmen, trotz der übermächtigen Konzerne und Organisationen. Wenn es gelingt, Parallelen zu ähnlichen Vorgängen bei uns zu ziehen (zum Beispiel Landgrabbing nach der Wiedervereinigung in Deutschland oder in Touristikzentren im Alpenraum), ist der Film eine echte Bereicherung für den Einsatz im schulischen und kirchlichen Unterricht oder in der Erwachsenenbildung.  

Der Film wurde beim 24. Fernsehworkshop Entwicklungspolitik 2017 in Frankfurt mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Die Jury fasste es im Schlusssatz ihrer Begründung folgendermaßen zusammen: „Das Grüne Gold ist ein mutiger, ein relevanter Film, eine spannende, geradezu packende Dokumentation, die weit über das Beispiel Äthiopien hinaus Zusammenhänge aufdeckt und dem Zuschauer einen Perspektivenwechsel ermöglicht.“

Hintergrund

Drei wichtige Protagonisten im Film

Argaw Ashine
Argaw ist ein junger und mutiger äthiopischer Umweltjournalist – und einer der Hauptcharaktere des Films. Argaw beschließt, als erster die aktuellen Ereignisse in seinem Land anzuprangern. Während er Beweise von Vertreibungen sammelt, entdeckt Argaw, dass etwas Fürchterliches in der Region Gambela an der Grenze zum Südsudan vor sich geht. Argaw entdeckt, dass die Regierung ein Entwicklungsprogramm als Vorwand für Vertreibungen missbraucht, um das Land für Investoren freizumachen. Schließlich wird Argaw selbst gezwungen, aus seinem Land zu fliehen, da die Polizei ihn unter Druck setzt, seine Quellen preiszugeben. Die Ge-schichte des Umweltjournalisten Argaw verdeutlicht die Wichtigkeit von Medien, die frei von der Kontrolle durch die Regierung und durch Unternehmen arbeiten können.

Omot Agwa Okwoy
Pastor Omot ist Mitarbeiter des Gambela Nationalparks, der alles daran setzt, den Park vor Investoren zu schützen. Beim ersten Treffen 2010 arbeitet Omot im Nationalpark in Gambela und steht kurz davor, sich seinen Traum zu verwirklichen: daraus den zweitgrößten Park Afrikas nach Serengeti zu machen. Aber 2011 werden Teile des Parks an einen ausländischen Investor verpachtet, was zu Zwangsvertreibungen von lokalen Bauern führt. Omot kritisiert den Verkauf des Landes und warnt vor den Folgen, weshalb er entlassen und ihm der Mund verboten wird. 2015 wird Omot verhaftet, 2017 gegen Kaution freigelassen. Im Frühling 2018 wird die Anklage nicht zuletzt dank weltweiter Aktionen fallen gelassen. (erg. durch die Red.)

Ivan Holmes
Britischer Investor und zugleich Landwirt, der vor Jahren nach Äthiopien kam und neue Landwirtschaftstechnologien in der Region von Bale (400 km von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt) einführte. Nebst dem Ziel, Nahrung für hungrige Menschen im Land zu produzieren, war Ivan auch von Abenteuerlust getrieben. Trotz etlicher Anfangsschwierigkeiten haben es ihm sein Vorgehen und sein Respekt für die Einheimischen ermöglicht, 1.000 Hektar kulturfähiges Land erfolgreich zu bewirtschaften. Ivan glaubt, dass Äthiopien einen starken kommerziellen Landwirtschaftssektor braucht, um genug Nahrung für seine eigene Bevölkerung zu produzieren, aber das kann seiner Meinung nach nur von Menschen mit einer Farmermentalität erreicht werden, und nicht von einem Investor. (Aus Presseheft „Das grüne Gold“, Neue Visionen Filmverleih)

Verdorfung (villagization) und Umsiedlung (resettlement) im Süden Äthiopiens: ein bekanntes Phänomen
Das durch die Revolution von 1974 an die Macht gelangte Militärregime (DERG) war bestrebt, ein sozialistisches System mit Kollektivierung der Produktionsmittel durch-zusetzen.-Nach einer Hungerkatastrophe Mitte der 1980er Jahre wurden mehrere Millionen Bauern aus dürregefährdeten und übervölkerten Gebieten in weniger dicht besiedelte Regionen umgesiedelt. Gleichzeitig wurde mit einem Programm begonnen, die ländliche Bevölkerung von zerstreuten Weilersiedlungen, die den ökologischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen angepasst waren, in Zentraldörfer zusammenzufassen. Dies führte zu beträchtlichen ökonomischen Einbrüchen und Notlagen. Das seit 1991 regierende Parteibündnis (EPRDM) wiederum wollte den Zentralismus durch föderative Strukturen ersetzen, die sich an ethnisch-sprachlichen Gegebenheiten orientieren und machte so die Umsiedlung größtenteils rückgängig. Eine Dürrekatastrophe 2002 bewirkte, dass mit neuen Umsiedlungen auf freiwilliger Basis begonnen wurde.
Mehr dazu: https://www.gfbv.de/de/news/entwicklungshilfe-fuer-aethiopien-ueberdenken-225000-ureinwohnern-droht-landraub-4980/

Was ist Landraub (landgrabbing)?
Laut Schätzungen dürften Investoren von Multinationalen Konzernen, aber auch Rentenkassen zwischen 43 und 200 Millionen Hektaren Ackerland kontrollieren. Auch Staaten wie China, Saudi-Arabien oder Südkorea treten auf der Suche nach neuen Anbauflächen für ihre Bevölkerung als Investoren auf. Oft werden die Landabtretungen ohne Zustimmung der betreffenden Landbesitzer (Dörfer, Kleinbauern etc.) vorgenommen, fehlende Landtitel in manchen Ländern und die Unterstützung der Käufer durch die jeweiligen Regierungen erleichtern diese Transaktionen. Oft schrecken diese auch vor Gewalt nicht zurück. Lediglich auf 10 Prozent dieser Anbauflächen werden Lebensmittel produziert (und dies meist für den Export); im Vordergrund stehen vielmehr exportierbare Rohstoffe, für die Treibstoff- und Energieproduktion, Fasern, Futtermittel, Schnittblumen oder klassische Genussmittel wie Kaffee, Tee und Kakao. Ländliche Gemeinden (weltweit ca. 1,5 Milliarden Menschen) nutzen rund 65 Prozent der weltweiten Anbaufläche, verfügen aber lediglich für einen Viertel ihres angestammten Landes über gesetzlich festgeschriebene Landrechte.
Mehr dazu: www.brotfueralle.ch/Themen/Landgrabbing
www.fluchtgrund.de/2016/11/ausverkauf-in-aethiopien-land-grabbing-raubt-der-bevoelkerung-ihre-lebensgrundlage/7/ Fluchtgründe

Die bewegte Geschichte Äthiopiens

Äthiopien war einst eines der ersten christlichen Königreiche der Welt bis sich im 7.Jahrhundert n.Chr. der Islam ausbreitete. Das Land versuchte stets, möglichst unabhängig zu bleiben und schlug 1896 unter Kaiser Menelik II. die italienischen Invasoren zurück. 1931 kam unter Kaiser Haile Selassie die erste Verfassung zustande. 1935 versuchte der Faschist Mussolini Äthiopien unter seine Kontrolle zu bringen, was ihm teilweise auch gelang. Unter Italiens Herrschaft wurde ein System der Rassentrennung eingeführt und 5 bis 10 Prozent der Gesamtbevölkerung starben dabei. Der zeitweise im Exil lebende Kaiser wurde nach einer schweren Krise mit Dürrekatastrophen und Streiks 1974 gestürzt. In die Zeit der Militärdiktatur unter Mengistu Haile Mariam fiel der Krieg gegen Somalia und eine erneute Hungersnot, die ca. 1 Million Opfer forderte. Nach dem Kollaps der Diktatur übernahm die Revolutionäre Demokratische Front der Äthiopischen Völker das Zepter und führte ein föderatives System mit autonomen Regionen für die größten Völker ein. 1993 erlangte Eritrea nach fast 30 Jahren Krieg die Unabhängigkeit von Äthiopien. Im 2018 wird Abiy Ahmed neuer Ministerpräsident und treibt in rasantem Tempo Reformen voran. Mehr dazu: www.äthiopien.de/Land--Leute/Geschichte/

Aktuelle Situation in Äthiopien 2018

Am 8. Juli 2018 wird unter dem neuen Regierungschef Abiy Ahmed nach jahrzehntelangen Feindseligkeiten ein Friedensvertrag mit Eritrea geschlossen. Weiter versucht er, die seit 2015 andauernde politische Krise im Land zu meistern. Er ist der erste Muslim und gleichzeitig erster Vertreter der zahlenmäßig größten Volksgruppe der Oromo an der Regierungsspitze. Bisher gab jeweils die alteingesessene Herrscherklasse der Amhara, sowie die Minderheit der Tigre den Ton an. Der Wandel ist rasant: Gespräche mit Oppositionellen werden aufgenommen, politische Gefangene freigelassen, der Ausnahmezustand wird aufgehoben, der Grenzstreit mit Eritrea wird beendet etc. Trotz alledem geben sich die jugendlichen Demonstranten, die sich "Qeerroo" nennen (was in der Sprache der Oromo soviel wie Jugend bedeutet), nicht einfach zufrieden. Sie wollen einen grundlegenden Wandel im Land.
www.dw.com/de/dauerkrise-im-wirtschaftswunderland-äthiopien/a-41961641

Didaktische Anregungen

Vorbemerkung

„Das grüne Gold“ ist mit Sicherheit ein anspruchsvoller Film, thematisiert er doch lokale, regionale und globale Themen, ethnische Konflikte, Machtstrukturen, wirtschaftlichen Wettbewerb etc. Man darf sich von dieser geballten Ladung an Themen nicht abschrecken lassen, denn für eine andere Zukunft unseres Planeten ist es von zentraler Bedeutung, dass mehr Menschen (ob in Äthiopien oder bei uns) sich mit diesen komplexen Mechanismen auseinandersetzen, um zu begreifen, dass diese Themen uns alle direkt betreffen. Obwohl es angesichts der schier unbewältigbar scheinenden Probleme sicher bequemer ist, die Augen zu verschließen, kann dieser Film eine Chance sein, Jugendliche bei uns zu erreichen. Voraussetzung dafür ist, dass die Herangehensweise sowohl auf der argumentativen, wie auch auf einer emotionalen Ebene stattfindet, um Zusammenhänge sichtbar und verstehbar zu machen.

Vor dem Film
Hintergrund

  • Den Originaltitel „Dead Donkeys Fear No Hyenas“ interpretieren. Ist der Titel wörtlich zu verstehen? Ist es eine Art Galgenhumor der Betroffenen? Je nach Diskussion kann die Lehrperson allenfalls eine mögliche Erklärung für die Titelwahl abgeben:
  • Der Originalfilmtitel, „Dead Donkeys Fear No Hyenas“ (Tote Esel fürchten sich nicht vor Hyänen) basiert auf einem ganz konkreten Hintergrund: Die wilden Tüpfelhyänen sind in Äthiopien weit verbreitet und sehr anpassungsfähig. In von Menschen dicht besiedelten Gebieten suchen sie im Müll von Metzgern und Haushalten nach Fressbarem. In den 55 Tagen vor Ostern aber fasten die Mitglieder der orthodoxen Tewahedo-Kirche. Für die Hyänen bedeutet das zunächst Futtermangel. Denn wenn die Menschen dort auf Fleisch und Milchprodukte verzichten, finden die Raubtiere weniger schmackhafte Reste im Müll. Sie müssen wieder häufiger auf die Jagd gehen. Laut Studien eines Forscherteams sind ihre Beute dann vor allem Esel.
    Mehr dazu: paz-online.de/Nachrichten/Wissen/Hyaenen-jagen-verstaerkt-in-der-Fastenzeit
  • Die bewegte Geschichte Äthiopiens recherchieren und weitere Infos zum Land zusammentragen (siehe Hintergrund). Dies ist für das Verständnis der heutigen Verhältnisse wichtig.
  • Sich über die aktuelle politische Lage Äthiopiens informieren (Hungerproblematik, Versöhnung mit Eritrea, neuer Ministerpräsident etc., siehe auch Hintergrund).

Filmauswertung
Einstieg

Anfangslied

  • Den Liedtext der 3 Männer am Anfang des Films kopieren und nochmals nachlesen lassen:

    „Ich kennen den Preis für mein Land nicht.
    Wenn ich Agrarwissenschaftler wäre,
    würde ich es euch sagen.
    Wenn ich Agrarwissenschaftler wäre.
    Habt ihr von den Investoren gehört,
    die unser Land bestellen wollen?
    Mal sehen, ob das wahr ist?
    Sie kommen aus dem Ausland, um zu investieren.
    Die Deutschen wollen investieren,
    die Amerikaner wollen investieren,
    alle wollen investieren.
    Was wird aus unserem Land?
    Sie kommen aus aller Welt, um zu investieren.
    Lass die Bauern nicht ihr Land verlieren.“

     
  • Spontane Reaktionen austauschen. Welchen Eindruck hinterlässt dieses Lied?
  • Inwiefern widerspiegelt dieser Text das Grundproblem des Films?
  • Das Thema freie Meinungsäußerung ansprechen: Die drei Männer versuchen auf eine einfache und für die Menschen in Äthiopien verständliche Art, ihre Sorgen auszudrücken. Die Musik hat in ihrem Land einen besonderen Stellenwert
    (Mehr dazu: evaneos.ch/athiopien/reisen/tipps/10027-die-athiopische-musik/). Die Meinungsäußerung des Journalisten Argaw Ashine hingegen basiert auf fundierten Recherchen und schlägt sich in einer andern Art von Engagement nieder. Wie steht es ganz allgemein mit der Bedeutung der Medien und der Pressefreiheit in Äthiopien?
  • Meinungen dazu im Plenum kurz austauschen.

Anregung 1: Die Geschichte vom grünen Gold
Bildgeschichte

Die 12 folgenden Stichworte zum Film auf kleine Zettel schreiben, kopieren und gut mischen. In kleinen Gruppen versuchen, sie in chronologischer Reihenfolge des Films anzuordnen.

Versuchen, die Geschichte anhand dieser Stichworte wiederzugeben; dabei ist nicht in erster Linie die „richtige“ Reihenfolge entscheidend, sondern der Inhalt. Reihenfolge im Film:

  1. Wohncontainer für Beschäftigte der neuen Investoren
  2. Jahrestreffen der Weltbank
  3. Grüne Landschaft im Westen des Landes (Region Gambela)
  4. Farmer und Investor Ivan Holmes in seinem Kornfeld mit äthiopischen Mitarbeitern
  5. David Pred von IDI Inclusive Development International
  6. Satellitenbild der bereits angelegten Felder von Saudi Star
  7. Wallstreet New York, internationalen Landwirtschaftskonferenz
  8. Lager mit Nahrungsmittelsäcken für den Export
  9. Umgesiedelte Bauern in ihrer neuen „Heimat“
  10. Multinationales Unternehmen Saudi Star
  11. Künstlicher Bewässerungskanal als Symbol für die Landwirtschaftsprojekte der neuen Investoren
  12. Addis Abeba: Eine Stadt im Aufbruch (Esel im Verkehr)
  • Auf einem großen Papierbogen die angesprochenen Themen, bzw. Probleme festhalten (zum Beispiel Fortschritt, Zerstörung der Landschaft, Monokulturen, neue Investoren, Weltbank, Zwangsumsiedlung, Wiederstand).
  • Offene Fragen ebenfalls auf der Wandzeitung festhalten und im Plenum kurz diskutieren.

Anregung 2: Landraub (landgrabbing)  - Verdorfung (villagization)

Internetrecherche

Die Hintergrundtexte (s.o.) und Fragen kopieren und an kleine Gruppen verteilen. Zur Beantwortung dieser Fragen kann auch das Internet herangezogen werden (siehe Links):

  • Wie funktioniert Landgrabbing und wie verbreitet ist es weltweit?
  • Wer profitiert in erster Linie davon?
  • Wer sind die großen Investoren?
  • Welches ist die Rolle von Weltbank, EU und Regierungen der betroffenen Länder?
  • Weshalb exportiert ein Land mit großen Hungerproblemen Nahrungsmittel?
  • Warum verfügen nicht mehr Bauern über eingetragene Landtitel?
  • Was kann man tun, um dem Landgrabbing Einhalt zu gebieten und eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern?
  • Inwiefern hat der Begriff Verdorfung in Äthiopien Tradition?
  • Welches sind die konkreten Folgen für die betroffenen Bauern?
  • Was gewinnen die Menschen dadurch, was verlieren sie?
  • Welche unterschiedlichen Lebensanschauungen treffen hier unmittelbar aufeinander?
  • Weshalb sieht die Regierung Äthiopiens darin die Lösung des Hungerproblems?
  • Inwiefern hängen Landgrabbing und Verdorfung direkt zusammen?
  • Die wichtigsten Resultate der Recherche auf der Wandzeitung festhalten.

Anregung 3: Protagonisten und Zitate
Rollenspiel

Die 10 folgenden Zitate einzeln an kleine Gruppen (2-3 Teilnehmer/innen) verteilen.

Den Kleingruppen kurz Zeit geben, das Zitat zu verstehen, sich auf ein kleines Rollenspiel vorzubereiten. In die Rolle des Protagonisten (Zitat) schlüpfen und versuchen, dessen Position so gut wie möglich zu vertreten.
Im Rollenspiel stellen die Gruppen im Plenum ihre Funktion und ihre Position kurz dar.

Anschließend ist die Debatte offen und jede Gruppe versucht, ihre Position so gut wie möglich zu vertreten.

Einschätzungen und Sympathien für die einzelnen Rollen austauschen.

  • „Dieses von Hungersnot geplagte Land, in dem Millionen von Nahrungsmittelhilfe abhängig sind, exportiert tatsächlich Nahrung zu uns.“ Joakim Demmer, Regisseur
     
  • „Der Wald ist unsere Lebensquelle. Aber nur die Investoren haben hier das Sagen. Die Stimme der Armen wird nicht gehört.“ Abraham D., lokaler Bauer
     
  • „Früher waren wir unabhängig, weil wir das Land bestellen konnten.... Die Kinder mussten nie Hunger leiden.“ Ajullu T., vertriebene Kleinbäuerin
     
  • „Anstatt den Menschen zu helfen, schadet die Weltbank ihnen dort! Anstatt Nahrungssicherheit zu schaffen, verursacht sie Nahrungsunsicherheit.“
    Omot Agwa Okqoy, Pastor, Mitarbeiter des Gambela-Nationalparks
     
  • „Weshalb kauft man Land – weil da Geld drin liegt.“ Banker an der Landwirtschaftskonferenz in New York
  •  
  • „Wir verfügen in Äthiopien über 66.248 Hektar kultivierten Landes. Wir produzieren und exportieren Kaffee, Mehl, Tee und Früchte...“ Mohammed Hussein Al Amoudi, saudischer Geschäftsmann, Milliardär, Investor
     
  • „Hier leben die Menschen in Freiheit ohne Angst und in Sicherheit, mit guter Gesundheitsversorgung und mit einem so hohen Lebensstandard wie in Europa.“ Bisrat Negash, Assistent von Saudi Star
     
  • „Wir brauchen mehr Farmermentalität und weniger Investoren. ... Leute mit Engagement, Wettbewerbsinstinkt, um die Produktion zu erhöhen.“ Iwan Holmes, Britischer Investor und Landwirt
     
  • „Entwicklung erfordert Zugeständnisse und viele Aspekte der Entwicklung verursachen Kosten. ... Die Menschen sollten nicht benachteiligt werden, ob sie nun Land besitzen oder nicht.“ Stefan Koeberle, Leiter Risiko-Operationen Weltbank
     
  • „Wir glauben, dass ein Teil des Weltbankgeldes direkt in die Verdorfung geflossen ist (mit Zwangsumsiedlungen), ernste Menschenrechtsverletzungen inbegriffen.“ David Pred, Menschenrechtsorganisation IDI Inclusive Development International

Anregung 4: Investoren und die einheimische Bevölkerung
Perspektivenwechsel

Ausgangslage: Sich vorstellen, eines Tages kämen Bulldozer und würden uns samt Familie vom eigenen Land vertreiben, auf dem man seit Generationen gelebt hat. Falls man sich weigern sollte, würde man misshandelt und im Gefängnis landen. Jede/r versucht, die folgenden drei Fragen für sich kurz zu beantworten:

  • Wie würde man sich gegenüber Investoren aus dem Ausland persönlich fühlen?
  • Wie würde man reagieren und welche Handlungsmöglichkeiten gäbe es allenfalls um der Vertreibung zu entgehen?
  • Beispiele suchen, bei denen ähnliche Vorgänge im eigenen Land mit Billigung der jeweiligen Regierungen oder Gemeinden bereits vorgekommen sind (zum Beispiel nach der Wiedervereinigung in Deutschland oder in Touristikzentren im Alpenraum).
  • Im Plenum die eigenen Antworten austauschen und diskutieren.

Philosophieren

Zum Abschluss der Diskussion im Plenum die Teilnehmer/innen auffordern, sich in die Lage eines/r Jugendlichen in Äthiopien zu versetzen und zu folgenden Fragen Stellung zu nehmen:

  • Wie würden wir an Stelle eines Jugendlichen in Äthiopien reagieren? Da bleiben und versuchen weiterzumachen wie bisher? Sich wehren und Gefahr laufen im Gefängnis zu landen? Sich anpassen und für die neuen Investoren arbeiten? Das Land verlassen und bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen suchen?
  • Weshalb gibt es viele Jugendliche, die den Versprechen der Investoren vertrauen und den Verlockungen eines „besseren“ Lebens erliegen?
  • Wie sieht das „bessere“ Leben für die Äthiopier/innen aus, die bereit sind, für die neuen Investoren zu arbeiten (Wohncontainer, sauberes Trinkwasser, Gesundheitsversorgung, Freizeitangebote, Sicherheit)?
  • Die eigene Lebensphilosophie kurz aufschreiben; Was erwarte ich vom Leben? Was möchte ich erreichen? Was kennenlernen? Welchen Lebensstil pflegen?

Schlussbetrachtung

Zum Schluss nochmals den Originaltitel anschauen; wie interpretieren wir ihn, nachdem wir uns mit den Hintergründen beschäftigt haben?

Das Lied vom Anfang nochmals anhören.

Literaturhinweise

  • Presseheft zu Das grüne Gold, neue Visionen Filmverleih, Berlin
  • König der Könige: Eine Parabel der Macht, Ryszard Kapuscinski, Taschenbuch, 272 Seiten, Piper Taschenbuch, Juni 2009
  • Porträt des legendären »Königs der Könige«, Haile Selassie, Negus Negesti von Äthiopien.
  • Unter den Augen des Löwen, Maaza Mengiste, gebundene Ausgabe, 240 Seiten, Wunderhorn 2012
  • Die Geschichte einer Familie während den blutigen Umbrüchen im Äthiopien der 1970er Jahre.

Filmhinweise

Ephraim und das Lamm (Lamb)
Regie: Yared Zeleke
Äthiopien, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Katar 2015, Dokumentarfilm, 91 Min., OmU
Bezug DVD: ezef

Morgentau (Teza)
Regie: Haile Gerima
Deutschland, Frankreich, USA 2008, Spielfilm, 140 Min.
Bezug DVD: ezef

Hunger
Regie: Marcus Vetter, Karin Steinberger
Deutschland 2010, Dokumentarfilm, 90 Min.
Bezug DVD: ezef

Der Fall Mubende und der bittere Geschmack der Vertreibung
Regie: Michael Enger
Deutschland 2015, Dokumentarfilm, 30 Min.
Bezug DVD: ezef

 

Autor: Peter Meier-Apolloni
Redaktion: Bernd Wolpert

September 2018

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