Der Films steht ab sofort als DVD und online für die Bildungsarbeit zur Verfügung.
Der Film von Anne Huffschmid und Jan-Holger Hennies begleitet zwei Gruppen von Angehörigen, die sich auf die Suchen nach den Überresten ihrer verschwundenen Familienmitglieder gemacht haben. Vom mexikanischen Staat können sie keine Hilfe erwarten, Hinweise auf den Verbleib der oftmals gewaltsam Verschleppten zu finden. So sind sie selbst zu Handelnden geworden, die sich beharrlich auf die Suchen nach geheimen Gräbern und selbst den kleinsten Überresten menschlichen Seins machen. Unterstützt werden sie von forensischen Anthropolog:innen, die bei der Identifizierung helfen und dazu beitragen, dass die Toten ihren Familien übergeben und bestattet werden können.
Nach offiziellen Angaben waren in Mexiko 2019 etwa 40.000 Verschwundene registriert – 2022 sind es über 100.000, die Dunkelziffer ist hoch.
Verschwindenlassen als Waffe hat eine lange Tradition in der von Machtmissbrauch, Korruption und Drogenkriminalität durchzogenen Gewaltgeschichte Mexikos. Es ist eines der brutalsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit überhaupt. Das gilt nicht nur für die direkten Opfer, die vernichtet werden. Auch ihre Familien und Freund:innen werden zu Opfern, gequält durch Zweifel und beständige Ungewissheit über das Schicksal und den Verbleib ihrer Angehörigen. Viele von ihnen hatten sich in den ersten Jahren alleine, später in größeren Bewegungen an den Staat gewandt und erfolglos Aufklärung gefordert. Nach dem Verschwindenlassen der 43 Studenten von Ayotzinapa 2014, bei deren Suche mehrere geheime Massengräber gefunden wurden, haben sich im ganzen Land Angehörige zu Gruppen zusammengeschlossen, um selbst nach Massengräbern und sterblichen Überresten zu suchen. Den Glauben an Gerechtigkeit haben die meisten von ihnen allerdings längst verloren, anders als die Forensiker:innen, die ihre Arbeit umfassender verstehen und auch Hinweise auf die Täter suchen, um die Straflosigkeit zu beenden, die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen und Gerechtigkeit einzufordern.
Der Film verfolgt die Arbeit der beiden Kollektive nüchtern und respektvoll. Der Verzicht auf erklärende Kommentare setzt die Zuschauenden unmittelbar dem Leid und der Unsicherheit der suchenden Angehörigen aus. Dem Versagen des Staates wird ein starkes zivilgesellschaftliches Engagement gegenübergestellt, das einer verletzten Gesellschaft einen Weg des Erinnerns weisen kann.