Mit den Bäumen sterben auch die Menschen

Als die ersten Missionare das Innere des durch hohe Bergketten verschlossenen Landes vordrangen, nannten sie es „das letzte Paradies auf Erden“. Doch heute ist schon der Name umstritten: Die Westhälfte der Insel Neuguinea wird von den Indonesiern als Irian Jaya bezeichnet, während viele Papuas ihre Heimat West-Papua nennen. Das Territorium war bis 1962 niederländische Kolonie und wurde dann nach einer fragwürdigen Volksabstimmung zur östlichsten Provinz Indonesiens gemacht.
Nach der Entdeckung großer Kupfer- und Silberlager sowie des bisher größten Goldvorkommens der Erde, begann die Ausbeutung dieser Rohstoffe, vor allem durch den US-amerikanischen Konzern Freeport McMoran. Die damit einhergehende Rodung von Wäldern und Verseuchung von Flüssen mit Chemikalien und Abraum zerstört die Lebensgrundlagen der hier lebenden Menschen. Dagegen setzen sich die Papua zur Wehr. Ihr Widerstand richtet sich nicht nur gegen die materielle Vernichtung ihrer natürlichen Umwelt, sondern er hat auch eine spirituelle Dimension, denn sie wehren sich auch aus religiöser Überzeugung gegen die Zerstörung von Flüssen und Bergen. Dabei kommen traditionelle Vorstellungen von der Heiligkeit des Landes mit dem christlichen Verständnis von der Bewahrung der Schöpfung zur Deckung.
Der Raubbau an den Reichtümern des Landes geht einher mit Menschenrechtsverletzungen der indonesischen Militärs. Die Ureinwohner werden von ihrem Land vertrieben und ihre friedlichen Proteste durch das indonesische Militär oft blutig niedergeschlagen. Zusätzlich verschärft wird die Lage durch die Bevölkerungspolitik der indonesischen Regierung: schon mehr als eine halbe Million Menschen wurden aus Java und anderen dicht besiedelten indonesischen Inseln nach Irian Jaya umgesiedelt.
Der Kampf gegen einen übermächtigen Bergbaukonzern und der Kampf gegen die indonesischen Besetzer ist deshalb für die Papua auch nicht zu trennen, zumal Freeport und das indonesische Militär eng zusammenarbeiten.
Umweltschützer fordern schon lange Umweltstandards ein und bestehen auf direkten Verhandlungen zwischen dem Konzern und den friedlich protestierenden Einwohnern. Eine bei einem US-Gericht eingereichte Klage wurde zwar abgewiesen, verschaffte den Umweltschützern jedoch weltweite Beachtung ihrer Anliegen. Dies ist umso wichtiger als Journalisten für Irian Jaya Einreiseverbot haben, Besucher überall überwacht werden und viele Gebiete Sperrzonen sind. Davon zeugt auch die Reportage von Michael Enger. Die Dreharbeiten mußten z.T. heimlich erfolgen, und Freeport McMoran war nicht bereit, zu den Vorwürfen offiziell Stellung zu nehmen.

Kurzinfos

1998
Regie
Michael Enger
Altersempfehlung
ab 14 Jahren
Länge
30 Minuten
Format
VHS
Sprachfassung
OmU