Odyssee für ein Zuhause – Schicksal einer kurdischen Familie

Der Kurde Abdulhalim Nayir sitzt mit seinem Sohn in Abschiebehaft – nicht zum ersten Mal. Schon seit Jahren ist er auf der Suche nach einem sicheren Ort zum Leben für sich und seine siebenköpfige Familie. Unter Folter und Todesdrohung war Abdulhalim Nayir nach seiner Abschiebung in der Türkei gezwungen worden, Verwandte und Freunde zu verraten, die von der Polizei separatistischer Aktivitäten bezichtigt wurden.
Ursprünglich war die Familie Nayir Anfang der 90er Jahre vor dem Bürgerkrieg im kurdisch besiedelten Osten der Türkei nach Istanbul geflohen. Als sie sich dort nicht mehr sicher fühlte, entschlossen sich die Eltern zur Flucht. In einem LKW versteckt fanden sie nach einer Odyssee quer durch Europa eine vorübergehende Zuflucht in Deutschland. In Osnabrück hatten sie sich gut eingelebt, die Kinder gingen dort zur Schule und lernten Deutsch. Aber nach sieben Jahren in Deutschland wird ihr Antrag auf Asyl abgelehnt. Obwohl sich die Familie bereit erklärt, freiwillig auszureisen, wird sie verhaftet und in die Türkei abgeschoben. Schon bei der Einreise wird Abdulhalim Nayir von der türkischen Polizei verhaftet und erst dann freigelassen, nachdem er unter der Folter seine Bereitschaft erklärt hat, mit der Polizei zu kooperieren und als Spitzel zu arbeiten.
Er kann einige der Bekannten warnen, deren Namen er der Polizei genannt hat, und taucht mit seiner Familie in Istanbul unter. Der engagierten Rechtsanwältin, die sie in Deutschland betreut hatte, gelingt es über Mittelsmänner, ein Treffen mit der Familie in Istanbul zu organisieren. Die Anwältin nimmt Kontakt zur deutschen Botschaft auf, aber die deutschen Behörden in der Türkei weigern sich, bei einer Ausreise der Familie behilflich zu sein, obwohl es offensichtlich ist, dass die Ablehnung des Asylantrags auf falschen Voraussetzungen beruht hatte. Und sieht die Familie keine andere Perspektive als erneut eine Flucht mit Hilfe von Schlepperbanden zu organisieren. Mit deren Hilfe gelangen sie bis zur noch immer verminten türkisch-griechischen Grenze. Die Nayirs haben Glück und es gelingt ihnen, unverletzt nach Griechenland zu gelangen. Überglücklich treffen sie in Athen ihre Anwältin. Doch deren hartnäckige Versuche, Asyl für die Familie zu erwirken, bleiben sowohl bei den griechischen wie bei den Osnabrücker Behörden erfolglos. Deshalb geht es wieder im Lastwagen versteckt auf die Flucht. Doch sie werden nicht wie verabredet in Deutschland abgesetzt, sondern in einem Pariser Vorort. Mit dem Zug fahren sie nach Köln, wo sie schon bei ihrer Ankunft einer Polizeistreife auffallen und erneut festgenommen werden. Der Vater und der älteste Sohn werden wieder inhaftiert. Die deutschen Behörden wollen sie nach Frankreich abschieben, weil sie von dort eingereist sind. Doch die Franzosen wollen sie nicht zurücknehmen, wie sie schon Griechenland abgelehnt hat, weil sie zuvor in Deutschland waren...
Und nun droht erneut eine Ausweisung für den Vater und den ältesten Sohn. Die Mutter lebt mit den übrigen Kindern in einem Heim für Asylbewerber. Die Behörden zeigen sich wenig beeindruckt davon, was Abdulhalim Nayir nach seiner ersten Abschiebung in türkischen Gefängnissen zugestoßen ist. Ein erneut gestellter Antrag auf Asyl wird wiederum abgelehnt. Es gebe keine neuen „asylrelevanten Tatsachen“. Eine Klage, die die Anwältin gegen diese Entscheidung einreicht ist nun die letzte Möglichkeit der Familie, legal in Deutschland bleiben zu können. Entscheiden wird darüber der gleiche Richter, der den ersten Antrag abgelehnt hat.
Die Entscheidung stellt die Familie vor eine neue Zerreißprobe: Der Vater wird als Asylbewerber anerkannt, die Familie aber nur geduldet, weil ihr keine Verfolgung in der Westtürkei drohe. Damit droht nun dem ältesten Sohn, der bereits volljährig ist, die Abschiebung. Die Familie ist verzweifelt.

Kurzinfos

2000
Regie
Michael Enger
Altersempfehlung
ab 14 Jahren
Länge
29 Minuten
Format
VHS
Sprachfassung
OmU