Vor kurzem besaßen sie noch zwei Decken, fünf Löffel, sechs Teller und eine Schüssel. Nun sind nur noch ein Kochtopf übrig und die Kleidung, die sie tragen. Ein Brand hat die Strohhütte zerstört, in der die Flüchtlinge Vianey und Radegonda mit ihren drei Kindern seit einem Jahr lebten. 1994 mussten sie vor dem Völkermord in Ruanda fliehen. Aus Tansania, wo sie Zuflucht gefunden hatten, vertrieb man sie im Jahr 2002. Seither sind sie wieder auf der Flucht. Zusammen mit fünftausend weiteren Frauen, Männern und Kindern aus Ruanda warten sie im Lager Kibati in Uganda darauf, als Flüchtlinge anerkannt zu werden. Solange ihr Status nicht geklärt ist, unterstützt sie keine der internationalen Hilfsorganisationen. Nicht einmal Wasserrationen stehen ihnen offiziell zu. Vianey verdingt sich als Tagelöhner bei den einheimischen Bauern.
In langen Fußmärschen erreicht er deren Felder, auf denen der ehemalige Beamte schwere körperliche Arbeit verrichtet. Der Lohn für einen Tag: Eine Staude grüner Bananen im Wert eines halben Dollars. «Wir haben es aufgegeben, uns Ziele zu setzen und an die Zukunft zu denken», sagt Vianey.
Anmerkung
Seitdem der Film gedreht worden ist (2002), hat sich die Situation für Flüchtlinge in Uganda stark verändert. Viele Menschen aus Ruanda konnten unterdessen in ihre Heimat zurückkehren. Das darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass in Uganda und vielen anderen afrikanischen Ländern nach wie vor zahlreiche Flüchtlingslager wie das im Film geschilderte existieren, in denen Vertriebene auf die Anerkennung als Flüchtlinge oder auf die Möglichkeit zur Rückkehr warten. Daher ist das Filmporträt der ruandischen Flüchtlingsfamilie in Uganda von bleibender Aktualität, steht er doch beispielhaft für die Millionen von Menschen, die weltweit unter prekären Bedingungen in einem Flüchtlingslager leben und nicht wissen, wie ihre Zukunft aussehen wird.
Uganda
2002
Regie
Gerlinde Böhm
Altersempfehlung
ab 12 Jahren
Länge
26 Minuten
Format
DVD
Genre
Sprache
Sprachfassung
OmU