Über 40 000 Kinder leben in Kolumbien auf der Straße. Sie erbetteln sich ihren Lebensunterhalt, schlafen irgendwo in einer Ecke, zugedeckt mit Zeitungspapier. Miguel ist auch ein Straßenkind, aber auf andere Weise: Der neunjährige Junge lebt nicht auf, sondern von der Straße. Am Rande einer kurvigen Gebirgsroute in den Anden hat er sich mit seinen Geschwistern ein Zuhause aus Plastikplanen und Holzbrettern geschaffen. Die Lastwagen, die vorbeifahren, sind sein Tagesgeschäft. Fürs Saubermachen gibt es etwas Geld, hin und wieder kippt ein Wagen um, und man kann sich beim Wiederaufladen nützlich machen. Nicht zuletzt fällt dabei auch Material ab für die «Carritos», die selbstgebastelten Seifenkisten von Miguel und seinen Gefährten. Mit ihnen hängen sich die Kinder an die Stoßstangen der Lastwagen und liefern sich riskante Wettrennen — eine willkommene Ablenkung von einem nicht immer leichten Alltag, in dem man mit neun Jahren schon für sich selbst verantwortlich ist. «Miguel, der Rennfahrer» ist das Porträt eines intelligenten und sensiblen Jungen, der mit seinen Geschwistern und Freunden in einer Welt lebt, die ganz und gar nicht heil ist, aber auf besondere Art und Weise auch Geborgenheit und Schutz bietet.