A red Ribbon around my House
Dokumentarfilm von Portia Rankoane
Südafrika 2001, 26 Minuten, voice over m. dt. UT
Inhalt
Pinky lebt in Südafrika. Pinky ist durch eine verseuchte Bluttransfusion HIV-infiziert und lässt dies im Gespräch jeden wissen. “Reden hilft mir, die Krankheit zu akzeptieren.“
Pinky spricht deshalb ganz offen über ihre Krankheit, sie klärt auf. Dazu geht sie in ein Bergwerk, um mit Bergarbeitern über AIDS und den Gebrauch von Kondomen zu sprechen. Sie diskutiert mit Schülerinnen und Schülern, sie beantwortet in einem Radioprogramm Fragen zu AIDS.
Der Film zeigt vor allem die sozialen Folgen einer HIV/AIDS Erkrankung. Im Laden der Familie wurde früher Gebäck verkauft, seit Bekannt werden von Pinkys Erkrankung ging der Verkauf aus Angst vor Ansteckung zurück. Freunde der Tochter Ntombi ziehen sich zurück, Pinkys Ehemann wird mit Argwohn behandelt und auch die Familien seiner Schwestern werden ausgegrenzt.
Ntombi wäre es deshalb am liebsten, wenn ihr Mutter gar nicht über ihre Krankheit spräche und schon gar nicht so offen, wie sie es tut. Aber Pinky muss sie selbst bleiben.
Für ihren Tod wünscht sie sich, „wenn ich sterbe, will ich eine rote Schleife um mein Haus haben. Und damit man sie auch abends sieht, sollen rote Lichter an der Schleife hängen, die weit in die Nacht hinausleuchten. Dann werden die Leute endlich begreifen, dass AIDS existiert und dass Pinky eben doch recht hatte, als sie all die Jahre über AIDS gesprochen hat.“
Über den Film
Portia Rankoane zeigt uns Pinky als eine elegante und gutaussehende Frau, die mal im roten Mantel mit langem Rock zu sehen ist, mal ihren Kleiderschrank und ihre Lieblingsschuhe vor der Kamera ausbreitet. Die Nagellackflasche zwischen Zeigefinger und Daumen eingeklemmt, lackiert sie sich im Bus sitzend die Fingernägel, bevor sie in die Tautona Mine einfährt, um dort mit den Arbeitern über AIDS zu sprechen. Sie ist kämpferisch, schlagfertig und energiegeladen. Sie lebt nicht vernünftig, sondern geht mit anderen HIV-Infizierten abends noch für mehrere Biere in die Kneipe. Sie versteckt sich nicht, sondern geht offen auf Gruppen zu, die oft genug die Gefahr einer Übertragung durch ungeschützten Geschlechtsverkehr unterschätzen bzw. negieren.
Die Regisseurin hat Pinky, ihren Mann Mos und die Tochter Ntombi interviewt und diese Interviews gegeneinander gestellt. So wird die unterschiedliche Auffassung, wie mit der Krankheit umzugehen sei, vor allem zwischen Mutter und Tochter ganz unmittelbar deutlich.
Ntombi plädiert für ein Verschweigen der Krankheit in einer Gesellschaft, die HIV-Infizierte immer noch ausgrenzt, in der als Todesursache Tuberkulose oder Lungenentzündung angegeben wird.
Pinky ist eingeladen, während des Gottesdienstes in der Gemeinde ihrer Tochter über AIDS zu sprechen. Ntombi bittet sie, weder zu erwähnen, dass sie selbst AIDS hat noch den Gebrauch von Kondomen zu empfehlen. Gut sei es, in der Kirche über Enthaltsamkeit zu sprechen. Pinky verspricht sich daran zu halten, um dann doch in gewohnter Deutlichkeit ihre Ausführungen zu machen.
Hier treffen eine starke, unabhängige Mutter und eine Tochter, die ein möglichst unauffälliges Leben führen möchte, aufeinander. Ntombi liebt ihre Mutter und äußert im Lauf der Gespräche auch, dass sie dieser starken Mutter ihre eigene Stärke verdankt.
Zur Regisseurin
Portia Rankoane spricht fünf südafrikanische Sprachen fließend. Sie hat Gedichte und Kurzgeschichten veröffentlicht und ihre fotografischen Arbeiten wurden bei verschiedenen Ausstellungen präsentiert. Während der letzten fünf Jahre hat sie in verschiedenen Bereichen in der Filmproduktion gearbeitet: von Research über Kamera zu Filmschnitt. PINKYS KAMP ist ihr Debüt als Regisseurin.
Zum Einsatz des Films
Wie bereits erwähnt, beschäftigt sich der Film im wesentlichen mit den sozialen Folgen von HIV/AIDS. Die gesundheitlichen Folgen für Pinky werden eher am Rande erwähnt.
Die verschiedenen Gruppen, die von Pinky besucht werden entsprechen in etwa den Zielgruppen von staatlichen und nicht-staatlichen AIDS-Kampagnen. Pinky kommt mit allen ins Gespräch, schlagfertig kommentiert sie den von einem Bergarbeiter vorgebrachten Aberglauben. Gleichzeitig plädiert sie für einen menschlichen Umgang mit Infizierten, ein Thema, dass auch in Deutschland noch Bedeutung hat. Auch ihre Begegnung mit Jugendlichen zeigt, dass sie den richtigen Ton trifft. Immer noch glauben zu viele von ihnen, sie würde die Erkrankung nicht betreffen. Afrikanische Jugendliche finden AIDS-Kampagnen oft wenig überzeugend, sie träfen weder die Lebenssituation von Jugendlichen noch den richtigen Ton.
Der Slogan ABC - abstain (lebe enthaltsam), be faithful to your partner (sei einem Partner treu) und condomise (benutze Kondome) wendet sich an Jungen wie Mädchen. Er propagiert auch einen späteren Beginn sexueller Aktivitäten.
Und was glauben deutsche Jugendliche?
Viele afrikanischen Kirchen spielen als Institution bei der AIDS-Bekämpfung eine wichtige Rolle. Wie der Film zeigt, setzen sie in erster Linie auf Enthaltsamkeit. Und verbreiten die Hoffnung, die Krankheit durch festen Glauben eliminieren zu können. Entspricht das der Lebensrealität ihrer Gemeindemitglieder?
Neben einem Film über AIDS ist PINKYS KAMPF vor allem ein Film über die Beziehung zwischen Müttern und Töchtern. Wie ist eine solche Mutter nur auszuhalten? Wie tief jedoch gegenseitiges Vertrauen und Verständnis sind, zeigt die Szene am Mittagstisch nach Pinkys Auftritt in der Kirche.
AIDS
AIDS ist die Abkürzung für Acquired Immune Deficiency Syndrome (erworbenes Immundefektsyndrom), eine sich weltweit ausbreitende Virusinfektionskrankheit, die das körpereigene Abwehrsystem ausschaltet und oft tödlich verläuft. Erreger ist das Retrovirus HTLV-III, auch HIV genannt.
HIV wird durch verseuchte Bluttransfusionen, mehrfach benutztes Injektionsbesteck, von Müttern auf ungeborene Kinder und durch sexuelle Kontakte übertragen.
Die ersten HIV-Fälle traten 1981 auf, seitdem haben sich mehr als 65 Millionen Menschen infiziert und etwa 23 Millionen Menschen sind an AIDS gestorben.
Mehr als 90% der Infizierten leben in Entwicklungsländern. (Aktionsbündnis gegen AIDS)
Die Verbreitung von AIDS hat wirtschaftliche, soziale, kulturelle und persönliche Ursachen und Folgen. Armut zwingt vor allem Männer zur Wanderarbeit, was bei vielen wechselnde sexuelle Kontakte zur Folge hat. Mangelernährte Menschen werden leichter infiziert, Medikamente sind für den Großteil der Infizierten unerschwinglich.
Aus Angst vor Diskriminierung und Ausgrenzung verschweigen viele Menschen ihre Erkrankung und stecken somit andere an. Und wie bei Pinky trifft diese Ausgrenzung nicht nur den oder die Einzelne, sondern das familiäre Umfeld gleich mit.
Die Weigerung, die Krankheit bei sich oder anderen wahrzunehmen und sich bei sexuellen Kontakten durch Kondome zu schützen, kann tödliche Folgen haben. Manche Menschen glauben beispielsweise, man könne jemand ansehen, ob er oder sie den Virus in sich trage oder nicht.
Vor allem die hohe Sterblichkeitsrate der mittleren Generation hat unabsehbare demographische Folgen. Übrig bleiben Kinder - weltweit waren dies 2001 13 Millionen - und Großeltern. Letztere sind eigentlich darauf angewiesen, in Ländern ohne Rentensysteme von ihren Kindern versorgt zu werden. Großeltern übernehmen die Erziehungsverantwortung, sind jedoch materiell noch weniger als andere Familien in der Lage, den Enkeln eine Ausbildung zu ermöglichen. Es fehlen nicht nur Mütter und Väter, sondern auch Lehrer und Ausbilder, Krankenschwestern und Ärzte, gut ausgebildete Fachkräfte.
Während in Industrieländern die durchschnittliche Überlebenszeit nach der HIV-Infektion ohne Therapie 12 Jahre beträgt, beträgt sie in Entwicklungsländern etwa 8 Jahre. Teure Medikamente können sich dort nur sehr wenige Menschen leisten. In den Industrieländern ist die Lebenserwartung mit Therapie inzwischen erheblich gestiegen.
Länder wie die USA verhindern bisher, die Vergabe von Generika (billigere, aber identische Medikamente) an Entwicklungsländer.
Dass HIV/AIDS sich nicht weiter ungehindert in den Ländern südlich der Sahara ausbreiten muss, zeigt das Beispiel Ugandas. Hier haben in den städtischen Gebieten die Raten der Neuinfektionen um 50% abgenommen. In der Gruppe der Fünfzehn- bis Neunzehnjährigen war der Rückgang am stärksten.
AIDS in Südafrika
Laut UNAIDS lebten 2001 in Südafrika schätzungsweise 5 Millionen Menschen mit HIV/AIDS. Unter der sexuell aktivsten Bevölkerungsgruppe zwischen 15 und 49 Jahren sind 4,7 Millionen, das sind 20,1% mit dem Virus infiziert; davon sind 2,7 Millionen Frauen.
Im gleichen Jahr sind 360.000 Frauen, Männer und Kinder an AIDS gestorben. 660.000 Kinder unter 15 Jahren haben ein Elternteil oder beide durch die Krankheit verloren.
Nach dem die südafrikanische Regierung die AIDS Bekämpfung lange vernachlässigt hat, erklärte sie im April 2002, dass sie mehr Mittel für die AIDS-Bekämpfung bereitstellen wolle.
Frauen und AIDS
Bei jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren ist in afrikanischen Ländern die Infektionsrate zwei bis achtmal höher als bei gleichaltrigen Männern. (Aktionsbündnis gegen AIDS).
In Südafrika beträgt sie bei jungen Frauen laut UNAIDS 25%, bei jungen Männern im selben Alter 10%. In Altersgruppen über 30 Jahren sind mehr Männer als Frauen infiziert.
Dies bedeutet nicht, dass junge Frauen in diesem Alter sexuell aktiver sind als junge Männer, sondern dies hat andere Ursachen. Junge Frauen haben oft ungeschützten Sexualverkehr mit älteren Männern, bei denen sie sich infizieren können. Solange der Irrglaube besteht, sexuelle Beziehungen mit einer „Jungfrau“ könnte AIDS heilen, wird die Infektionsrate bei jungen Frauen weiter steigen. Aufgrund der sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation vieler Familien, finanzieren manche junge Frauen ihren Schulbesuch oder ihren Lebensunterhalt durch die Beziehung zu einem älteren Mann - einem „sugar daddy“. Gruppendruck, sexuell aktiv zu werden und die ungleiche Verteilung von gesellschaftlicher Macht können verhindern, dass junge Frauen auf geschütztem Geschlechtsverkehr bestehen. Zudem befürchten sie, dass das Bestehen auf einem Kondom vom Partner als Eingeständnis einer AIDS-Erkrankung verstanden wird.
Außerdem spielt offene sexuelle Gewalt gegen Frauen eine Rolle bei der Übertragung von HIV. Beim Tod beider Elternteile sind es oft die Töchter, die neben den Großeltern die Verantwortung für die Familie übernehmen und so vom Schulbesuch ausgeschlossen sind.
Aus einer vom Aktionsbündnis gegen AIDS veröffentlichten Tabelle geht hervor, dass in manchen Provinzen Südafrikas mehr als 30% der schwangeren Frauen HIV infiziert sind. Nicht alle Kinder kommen infiziert zur Welt, helfen kann ein schwangeren Frauen verabreichtes (teures) Medikament. HIV kann durch Muttermilch übertragen werden. Stillt eine Frau ihr Kind aus diesem Grunde nicht, kann ihre Krankheit offenbar werden und ihre Ausgrenzung beginnt.
Frauen sind häufig die Zielgruppe von AIDS-Präventionsprogrammen. Neben Kenntnissen über Körperfunktionen, Aufklärung und Hygiene spielen Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen eine wichtige Rolle, das heißt Frauen werden darin bestärkt, ihre Interessen durchzusetzen.
Wie im Film gezeigt, sind Männer als Zielgruppe ebenso wichtig, da sie teilweise tief verwurzelten Mythen anhängen, wie die Geschichte vom „atmenden Penis“ zeigt.
Literatur
- epd Entwicklungspolitik 12/2003. Frankfurt Juni 2003
Dieses Heft enthält neben Artikeln zur Gesundheit die Beilage „Pädagogik praktisch“, in der zahlreiche Hinweise zur Unterrichtsgestaltung zum Thema AIDS gegeben werden. - Eine Linkliste zum Beitrag ist unter www.globlern21.de/aids.html zu finden.
- DED-Brief 1/2 AIDS. Bonn, 2001.
Diese Nummer des DED-Briefs enthält anschauliche Berichte über den Umgang mit AIDS durch Regierungen, NGOs und Erkrankte in mehreren afrikanischen Ländern. - Sonja Weinreich, Christoph Benn, AIDS - eine Krankheit verändert die Welt; Hrsg.: Brot für die Welt, DIfÄM, Evangelischer Entwicklungsdienst und Evangelisches Missionswerk in Deutschland; Otto Lembeck-Verlag, Frankfurt 2003
- HIV/Aids - Unterrichtsmaterial für Sekundarstufe II und Berufliche Schulen, Hrsg.: Brot für die Welt und DIFÄM 2002
(Diakonisches Werk, Zentraler Vertrieb, Tel.: 0711/ 9021650, vertrieb@diakonie.de )
Dazu begleitende Diaserien s. Medienhinweise - Bezahlbare Behandlung für alle AIDS-Kranken, Hrsg.: Brot für die Welt; Broschüre zur Arbeit der Treatment Action Campaign (TAC), Bezug zentraler Vertrieb s.o.
Zu diesem Projekt sind eine Dia- und eine Bildserie mit Texten für eine Ausstellung erhältlich. Diese können kostenlos ausgeliehen werden bei Brot für die Welt
Information, Internetadressen
- Aktionsbündnis gegen AIDS: www.aids-kampagne.de
- Brot für die Welt: http://www.brot-fuer-die-welt.de/
- Deutsches Institut für Ärztliche Mission: www.difaem.de
- UNAIDS: www.unaids.org
- Deutsches Komitee für UNICEF: www.unicef.de
Medien
ES KÖNNTE SO SCHÖN SEIN
(Dreams of a good Life)
Bridget Pickering, Südafrika 2001
15 Min., f., Dokumentarfilm, Voice over deutsch
Verleih: EZEF
REISE ZWISCHEN ZWEI WELTEN
(A Miner's Tale)
Nico Hofmeyr und Gabriel Mondlane, Mozambik/Südafrika 2001
40 Min., f., Dokumentarfilm, Voice over m. dt. UT
Verleih: EZEF
Autorin: Ursula Pattberg
Juli 2003