Die beiden alten Steine Hew und Kew haben in ihrem langen Dasein schon viel gesehen. Doch die rasante Entwicklung der Menschheit bringt selbst Steine aus der Ruhe. Die beiden hocken auf einem Berg und unterhalten sich über (Umwelt-)Veränderungen und deren Folgen für Natur und Gesellschaft. Steine, so die Moral von der Geschicht', überstehen selbst einen drastischen Klimawandel, was für die Menschen nicht unbedingt gilt.
Zunächst ist da eine kahle steinige Landschaft nach der letzten Eiszeit zu sehen, also 10 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Dann überziehen in schneller Folge Flechten und Moose die Steine. Bäume wachsen und Pfahlbauten entstehen in der Landschaft: Wir sind in der Jungsteinzeit angekommen, in Mitteleuropa war das circa 7500 v. Chr.
Steinzeit - Menschen fällen mit einer Steinaxt Bäume, entdecken eine Steinscheibe (mit der Kew spielt) und erkennen, dass sich diese als Rad nutzen lässt. Und schon schlängelt sich ein holpriger, sandiger Fahrweg durchs Gelände, ein Mann zieht einen knarrenden und quietschenden Karren hinter sich her - ein Rad bricht, fluchend wechselt er es aus. Wir sind irgendwann im Mittelalter. Kew spielt mit dem liegengebliebenen kaputten Rad und hat eine Erleuchtung: Der Weg ist für das Rad, das Rad ist für den Wagen, der Wagen ist für den Transport, der Transport ist für den Handel, der Handel ist für die Städte (die am Horizont entstehen), die Städte bedeuten Innovation. Das Rad ist also der Schlüssel zur Entwicklung: Und jetzt geht es im Film ratz fatz in die Neuzeit und die Gegenwart: Die Straße wird breiter, asphaltiert, riesige Autobahnbrücken werden geschlagen, Häuser und Hochhäuser schießen aus dem Boden, Verkehr tobt. Fast werden unsere beiden steinernen Beobachter Hew und Kew hinweggeräumt.
Nachdem über Jahrhunderte und Jahrtausende das Rad an Wagen oder in Mühlen Transport und Produktion erleichterte und verbesserte, wird mit der Industrialisierung und den neuen technischen Möglichkeiten (Dampfmaschine und Elektrizität) das Rad zum Symbol einer atemberaubenden Beschleunigung von Arbeit und Leben. Der Mensch beansprucht immer mehr und immer größere Flächen. Gleichzeitig wächst die Selbstüberschätzung der Menschen und es zeigen sich die Kehrseiten des Fortschritts: "Built to last" - gebaut für die Ewigkeit - steht auf einem großen Werbeschild am Straßenrand gleich neben Hew und Kew. Darauf sind Hochhäuser zu sehen.
Doch das Schild bricht zusammen. Die Hochhäuser der Siedlung im Tal wanken und stürzen, Flechten und Moose überziehen Asphalt und Steine. Wir befinden uns in einem futuristischen Szenario. "Das ist ja noch mal gut gegangen" resümieren erleichtert die beiden steinernen Helden, die die überquellende Zivilisation um ein Haar nicht überstanden hätten, doch jetzt in aller Ruhe beobachten können, wie die Natur alles Menschengemachte überwuchert.
Das Rad
2001
Regie
Chris Stenner
Heidi Wittlinger
Arvid Uibel
Altersempfehlung
ab 10 Jahren
Länge
9 Minuten
Format
DVD
Genre
Sprache