Port-au-Prince, Haiti, Januar 2010. Das Erdbeben hat weite Teile der Stadt in ein Trümmerfeld verwandelt. Vor der Ruine einer Villa – einzig ein Anbau ist halbwegs verschont geblieben – bemühen sich ein Mann und eine Frau darum, ihr Leben behelfsmäßig im Freien zu organisieren. Mit Tüchern schützen sie ihr neues Schlafzimmer vor der Sonne. Davor einige Sessel und Stühle, sowie ein kleiner Grill. Die Villa ist von einem großen Grundstück mit schönen alten Bäumen umgeben.
Das Ehepaar – sie bleiben ohne Namen – steht im Mittelpunkt der kammerspielartigen Inszenierung, die sich fast ausschließlich auf diesem Villengelände abspielen wird.
Irritiert reagieren die beiden, als unangemeldet ein kleiner Trupp im Garten auftaucht. Angeführt von Ingenieur Leonetti sind sie gekommen, um die Villa zu begutachten. Sie wird rot markiert, d.h. sie muss abgerissen werden. Nur mit Mühe kann der Mann den Ingenieur davon abhalten, auch den Anbau mit Rot zu markieren. So erhält dieser eine gelbe Markierung, d.h. das Gebäude wird als reparabel eingestuft. Aber dies, so schärft der Ingenieur dem Mann ein, müsse in den nächsten Tagen geschehen, denn es werde weitere Nachbeben geben. Er komme deshalb auch wieder, um die Bewohnbarkeit zu überprüfen oder das Gebäude gegebenenfalls für den Abriss freizugeben.Als der Mann zum ersten Mal mit einem Motorradtaxi aus der Stadt zurückkehrt, berichtet er von den vielen Toten und den Zerstörungen im Zentrum der Stadt, wo die beiden offenbar ein Geschäft hatten. Auch dieses ist zerstört und so ist der Mann froh, wenigstens einen ausländischen Katastrophenhelfer als Mieter gefunden zu haben, der morgen in den Anbau einziehen werde.
Nach diesem Prolog entfaltet sich die die filmische Erzählung in neun nach Tagen gegliederten Kapiteln.
Am Tag Eins zieht der französische Katastrophenhelfer Alex gemeinsam mit seiner haitianischen Freundin Andrémise ein. Während sich Alex gleich daran macht, seine Kartons in die Wohnung zu bringen, blickt seine Freundin Andrémise mit prüfendem Blick auf die vielen Risse in der Mauer, sagt aber nichts dazu.
Am Tag Zwei erfährt die Frau in einem Gespräch mit Andrémise – sie nennt sich jetzt Jennifer – dass sie sich von Alex zunächst einen Job bei einer NGO erhofft, um später, nach seinem Einsatz, mit ihm nach Europa gehen zu können. In diesem Gespräch spricht die Frau Andrémise gegenüber erstmals aus, was bisher nur aus Andeutungen zu erahnen war: das Paar hat durch das Erdbeben ein Kind verloren. Als Joseph, ihr früherer Hausangesteller, zurückkehrt und nach dem kleinen Joel fragt, wird offenkundig, wie labil die Situation des Paares ist. Denn während die Frau sprechen möchte, erklärt der Mann kategorisch, ihr Adoptivkind Joel habe überlebt und sei zu seiner Familie zurückgekehrt.
Das bürgerliche Paar steht vor den Trümmern nicht nur seiner ökonomischen Basis, sondern die Folgen des Erdbebens offenbaren auch ihre Unfähigkeit, sich dem ganzen Ausmaß der Katastrophe zu stellen, ehrlich zu sich und zueinander zu sein und einen wirklichen Neuanfang zu versuchen.
Ganz anders reagieren Joseph und Andrémise auf diese Stunde Null Haitis. Beide kommen aus einfachen Verhältnissen und auch sie haben Angehörige durch das Erdbeben verloren. Aber sie machen sich unmittelbar daran, ihr Leben neu zu organisieren.
Andrémise wird dabei zu einer Art Katalysator. Mit ihrer Direktheit, aber auch mit ihrer Frechheit und Dreistigkeit macht sie alle unausgesprochenen Widersprüche sichtbar und sie ist es, die mit ihrer Chupze die Verhältnisse im wahrsten Sinne des Wortes zum Tanzen bringen wird.
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Film des Monats September 2015 der Jury der Evangelischen Filmarbeit
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