Vor dem Hintergrund des Arabischen Frühlings und den damit in Verbindung stehenden gesellschaftlichen Umbrüchen entfaltet sich die auf den ersten Blick durchaus befremdliche Geschichte einer Gruppe junger Leute, die in einem der ärmeren Viertel Kairos leben.
Schon in einer der ersten Sequenzen dieser Schwarzen Komödie geraten drei junge Männer in eine Polizeikontrolle, die – anstatt einer aus einem vorbeifahrenden Auto um Hilfe rufenden Frau beizustehen – nichts Besseres zu tun hat, als die drei Männer zu piesacken. Dazu gehört es, Alis übergroßen rosaroten Stoff-Teddybären aufzuschlitzen. Vermeintlich auf der Suche nach Drogen geht es den Polizisten offensichtlich um nichts anderes, als ihre Macht zu demonstrieren und die jungen Männer ihre vollkommene Ohnmacht gegenüber dieser Willkür spüren zu lassen.
Ali ist ein wenig sonderlich. Bei ihm stimme was nicht, sagen die Leute. Denn Ali liebt Nada über alles. Seine Freunde mögen ihn und sehen ihm auch dies nach. Aber keiner versteht ihn wirklich. Denn Nada ist eine kleine Ziege. Ali lebt bei seiner Mutter. Diese zeigt sich zunehmend verzweifelt und droht ihm damit, seine Ziege zu schlachten. Schließlich schleppt sie ihren Sohn zu einem obskuren Heiler. Im ‚Wartezimmer‘ treffen sie einen anderen jungen Mann, der ebenfalls Hilfe sucht. Ibrahim ist Musiker und Toningenieur. Er wird – wie andere Familienmitglieder vor ihm – ständig von schrillen Tönen verfolgt. Für den Heiler ist die Sache schnell klar. Auch wenn er beide Patienten individuell behandelt, sind Diagnose und Therapie identisch: Auf beiden laste ein Fluch, der nur mit magischen Mitteln zu lösen sei. Dies zu erreichen müssten sie drei Steine in die drei Meere Ägyptens werfen, einen ins Mittelmeer, einen ins Rote Meer und den dritten in den Nil. Mit dem Aufbruch von Ali, der Ziege und Ibrahim – die Reise führt sie zunächst nach Alexandria, später in den Sinai – beginnt nun ein Roadmovie der besonderen Art.
Wer sich auf diese Tragikomödie einlässt, erfährt mehr über die Widersprüche Ägyptens und die Ursachen des Arabischen Frühlings, als dies je eine Auslandsreportage ergründen und vermitteln könnte.
Die Ziege
Ali, the Goat and Ibrahim / Ali Mizah wa Ibrahim
2016
Regie
Sherif El Bendary
Altersempfehlung
ab 16 Jahren
Buch
Ahmed Amer
FSK
6
Länge
92 Minuten
Format
DVD
Genre
Sprache
Untertitel
Sprachfassung
OmU
Kamera
Amr Farouk
Musik
Ahmed El Sawy
Schnitt
Emad Maher
Darsteller
Ali Subhi
Ahmad Magdy
Nahed El Sebaï
Salwa Mohamed Ali
Produktion
Hossam Elouan
EZEF
DVD
nicht-gewerbliche öffentliche Vorführung / Institutionen
55,00 EUR
Arbeitshilfen